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Der Spiegel automatisiert Berichterstattung mit Softwarelösung von Retresco

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In einem Pilotprojekt experimentiert DER SPIEGEL durch den Einsatz der Softwarelösung von Retresco erstmals mit automatisiertem Journalismus: Mehr als hundert regionalisierte Wahlnachrichten wurden im Rahmen der Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt automatisiert erstellt und bereits wenige Minuten nach der Stimmenauszählung veröffentlicht. Ein Projekt, das zukünftig noch breiter ausgerollt werden soll – beispielsweise bei der automatisierten Berichterstattung zur Bundestagswahl im September 2021.

Effizient, skalierbar und regional: Erstmals erprobt DER SPIEGEL automatisierten Journalismus in großem Stil. Ermöglicht wird dies durch den Einsatz der Softwarelösung zur Natural Language Generation (NLG) von Retresco. Mehr als hundert Wahlergebnis-Analysen wurden in einem Auftaktprojekt bei den vergangenen Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt auf Basis von amtlichen Wahldaten für jeden einzelnen Wahlkreis automatisiert erstellt und noch in der Wahlnacht auf spiegel.de veröffentlicht.

Mit den automatisierten Wahlkreis-Berichten konnte der SPIEGEL als überregionales Medium erstmals auch den regionalen Informationsanspruch der Leserinnen und Leser flächendeckend bedienen. Die Redakteurinnen und Redakteure gingen am Wahlabend wie gewohnt ihrer journalistischen Kerntätigkeit nach, etwa dem Verfassen von detaillierten Analysen und Einordnungen.

Die Geschwindigkeit und Genauigkeit, mit der die NLG-Plattform von Retresco, textengine.io, die Erstellung von hyperlokalen Nachrichten automatisiert, ermöglicht es Redaktionen ihre datenbasierte Berichterstattung zu skalieren und beispielsweise – so im Falle des SPIEGEL – Leserinnen und Lesern ein regionales Informationsangebot anzubieten. Eine solche Nachrichtenabdeckung, die journalistische Tiefenanalysen auf der einen, und datenbasierte, hyperlokale Berichterstattung auf der anderen Seite umfasst, ist für die meisten Nachrichtenmedien nur durch ein Zusammenspiel von Mensch und Maschine, von klassischem und automatisiertem Journalismus realisierbar.

Marcel Pauly, Leiter Datenjournalismus beim SPIEGEL, kommentiert: “Unsere Leserinnen und Leser interessieren sich sehr für regionale Wahlergebnisse. Unsere interaktiven Karten und geografischen Analysen sind seit vielen Jahren beliebte Formate. Mit den automatisierten Wahlkreis-Berichten können wir auch als überregionales Nachrichtenmedium noch einen Schritt weiter gehen und uns den Ergebnissen vor Ort ausführlicher widmen. Damit ergänzen wir unsere gewohnt ausführliche Wahlberichterstattung um ein regionalisiertes Informationsangebot.”

Bei der Erstellung der automatisierten Wahlberichten arbeiten Mensch und Technologie Hand in Hand: Im Vorfeld der Landtagswahl erstellte die SPIEGEL-Redaktion mit textengine.io eine Vielzahl von Textmodellen bzw. Satzbausteinen, die unterschiedliche Szenarien nach Auszählung der Wahlstimmen abdeckten. Nach Vorlage der offiziellen Wahldaten setzte textengine.io im Anschluss automatisiert die richtigen Satzbausteine innerhalb von Millisekunden zu einem vollwertigen Artikel zusammen. “Zugespitzt formuliert: Der Mensch liefert die Bausteine, der Computer setzt sie sinnvoll zusammen”, kommentiert Marcel Pauly im Hintergrundartikel zum SPIEGEL-Projekt.

Die Redaktion verfügt nach der Realisierung dieses ersten Pilotprojekts über die Kompetenz, NLG-Software für eine Bandbreite an Anwendungsszenarien einzusetzen: Überall dort, wo valide Daten zur Verfügung stehen, lässt sich die Berichterstattung automatisieren – die Folge: Effiziente Redaktionsprozesse, in denen Redakteurinnen und Redakteure mehr Freiraum für journalistische Kerntätigkeiten haben, sowie mehrwertige Informationsformate für Leserinnen und Leser.

Die Einsatzgebiete der Softwarelösung zur Natural Language Generation von Retresco finden in der Medienbranche vielfältige Anwendung. Bereits heute ergänzen regelbasierte Algorithmen die datenjournalistische Berichterstattung in zahlreichen Bereichen, in denen genügend Daten vorliegen, beispielsweise in der Wahl- oder Sportberichterstattung, bei Corona- und Impf-Updates sowie bei Börsen- und Wirtschaftsnachrichten.

Experten prognostizieren, dass sich Technik und Mensch auch im Journalismus zukünftig noch stärker ergänzen, etwa wenn es darum geht – wie das oben beschriebene Beispiel zeigt – journalistische Inhalte durch Natural Language Generation automatisiert zu erstellen. Hier werden Algorithmen jedoch keineswegs den klassischen Journalismus ersetzen. Vielmehr bietet automatisierte Berichterstattung die Möglichkeit, Journalistinnen und Journalisten von Routinearbeiten zu entlasten und mehr Zeit für Qualitätsinhalte zu schaffen.

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