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Johannes Sommer
CEO, Retresco
Mit dem Launch von AI Overviews und dem AI Mode ist Google dabei, die Suche grundlegend neu KI basiert zu gestalten – diese Neuausrichtung geht auch an Google Discover mit den in den USA testweise verfügbaren KI-generierten Zusammenfassungen AI Summaries nicht vorbei. Für Nutzer:innen bedeutet die Einführung der AI Summaries: weniger Klicks, schnellere Antworten – und ein längerer Verbleib im Google-Universum.
Während für die Nutzerschaft der Anreiz sinkt, Primärquellen direkt aufzurufen, bedeuten AI Summaries für Medienhäuser und Verlage zukünftig weniger organische Reichweite, geringere Sichtbarkeit und eine direkte Gefährdung werbefinanzierter Online-Angebote. Etablierte Strategien in SEO und Reichweitenaufbau geraten unter Druck.
AI Summaries in Google Discover werden in den USA derzeit testweise ausgespielt (Bildquelle: TechCrunch)
Discover wurde 2018 als personalisierter Feed gelauncht und ist heute fester Bestandteil der mobilen Nutzung. Der Feed erscheint in der Google-App, im Chrome-Browser und lässt sich auf vielen Android-Geräten per Fingerwisch abrufen. Im Vergleich zur klassischen Google-Suche basiert die Ausspielung nicht auf einer aktiven Suchanfrage, sondern auf individuellen Interessensprofilen. Nutzer:innen „entdecken“ Inhalte – sie müssen sie nicht suchen.
Für Medienhäuser eröffnete sich damit ein neuer Weg, Reichweite aufzubauen: Inhalte mussten nicht mehr nur suchmaschinenoptimiert sein, sondern vor allem Relevanz für die Interessen der Nutzerschaft besitzen. Google Discover wurde so schnell zur wichtigen Ergänzung herkömmlicher SEO-Maßnahmen. Die kuratierte Mischung aus News, Artikeln und Service-Informationen sorgte für hohe Reichweiten und half Redaktionen, Nutzer:innen direkt und relativ gezielt zu erreichen. Besonders Inhalte, die nicht unmittelbar aus der News-Suche heraus abgerufen wurden, konnten durch Discover zusätzliche Reichweite generieren.
In den vergangenen Jahren hat sich Google Discover für viele Medienhäuser zur wichtigsten Google-Traffic-Quelle entwickelt. Gemäß der SEO-Agentur Get Traction ist der Anteil von Discover am gesamten Google-Traffic zwischen 2021 und 2025 von 61 % auf 70 % gestiegen, während die Google-Suche im gleichen Zeitraum von 29 % auf 24 % zurückging.
Google Discover erzeugt weit mehr Traffic als die Google Suche (Bildquelle: Smartocto)
Während Google Discover bei der Reichweitensteigerung in den vergangenen Jahren eine zentrale Rolle spielte, ist der Beitrag zum Abogeschäft ehr gering. Viele Nutzer:innen, die durch einen Beitrag via Discover zu einem Medienhaus gelangen, kennen das entsprechende Angebot dahinter nicht. Dies gilt insbesondere für Regionalzeitungen, die überregionale Nutzer:innen mit regionalen oder lokalen Themen. Ausnahmen sind Inhalte mit hohem Service- oder Nutzwert, die hinter einer Paywall liegen.
Mit dem Launch von AI Summaries und AI Overviews rücken die Google-Qualitätsanforderungen E-E-A-T (Experience, Expertise, Authoritativeness, Trustworthiness) noch stärker in den Fokus. Wer in Discover als zitierwürdige Quelle erscheinen möchte, muss klare Signale setzen: ausgewiesene Expertise, originäre Inhalte und vertrauenswürdige Quellen.
Die testweise verfügbaren AI Summaries bestehen aus verdichteten Schlagzeilen, die Inhalte mehrerer Medienhäuser bündeln. Sichtbar sind die entsprechenden News Icons der berücksichtigten Medien – allerdings effektiv erst beim Klick auf die kleinen, überlappenden Symbole. Ein Hinweis am unteren Rand macht darauf aufmerksam, dass die Zusammenfassungen KI-generiert sind und Fehler enthalten können.
Zugleich experimentiert Google in den USA bereits mit neuen Darstellungsformen wie Karussellen unter der Überschrift „More updates for you“. Diese führen allerdings nicht zu den Inhalten der Medienhäuser, sondern verlinken auf AI Overviews innerhalb der Google-Suche.
Discover: KI kann Fehler machen – mehr Infos gibt es bei Google (Bildquelle: OnlineMarketing.de)
Neben den AI Summaries testet Google weitere KI-Feature in Discover wie etwa Preferred Sources. Nutzer:innen können in den Top Stories („Top-Meldungen“) ihre bevorzugten Nachrichtenquellen festlegen. Inhalte dieser Medienhäuser werden dann prominenter ausgespielt. Seit August ist es in den USA möglich, Medien als Preferred Sources zu markieren und sich deren Inhalte im Newsfeed hervorheben zu lassen. Wer es also schafft, als bevorzugte Quelle selektiert zu werden, kann in den Top Stories spürbar mehr Reichweite erzielen. US-Medien versuchen bereits aktiv, diese Funktion bei ihren Nutzer:innen zu pushen.
Discover mit Top Stories: Nutzer:innen können bevorzugte Medien als Preferred Sources festlegen (Bildquelle: Jim Robinson)
Auch wenn sich Google Discover derzeit stark verändert, bleiben viele bewährte Maßnahmen zur Reichweitensteigerung erhalten:
Discover funktioniert anders als die herkömmliche Google-Suche: Entscheidend sind klar identifizierbare Personen, Orte und Themen (Entitäten). Inhalte sollten um solche erkennbaren Subjekte herum entwickelt werden – nicht um Keyword-Varianten.
Wer regelmäßig zu denselben Themen bzw. Entitäten publiziert, baut „Topical Authority“ auf. Deshalb sind optimierte Interessenprofile zentral, um Inhalte thematisch zu verankern und konsistent zu bespielen. Wiedererkennbare Schwerpunkte und eine konsistente Autorenschaft signalisieren Expertise und Vertrauen.
Überschriften müssen im Feed auffallen – etwa durch Fragen, Listen oder bewusst offene Formulierungen, die Neugier erzeugen.
Es empfehlen sich regionale und lokale Informationen mit konkreten Ortsbezügen. Originelle Formulierungen sorgen für Reichweite.
News, Service- und Evergreen-Themen mit klarem oder neu geschaffenem Aktualitätsbezug erzielen regelmäßig überdurchschnittliche Reichweiten.
Inhalte, die über Fakten hinausgehen, Hintergründe liefern und Geschichten erzählen, haben im Discover-Feed bessere Chancen.
Großformatige, emotionale Bilder sind ideal. Hierbei empfehlen sich besonders Motive mit Gesichtern und klarer Bildsprache.
Mobile Optimierung, Ladegeschwindigkeit, strukturierte Markups und einwandfreie Metadaten bleiben Grundvoraussetzungen für Google Discover
AI Summaries im Discover-Feed verstetigt die Entwicklung, dass Inhalte zunehmend in den Google Produkten konsumiert werden und der organische Traffic daraus für Medienhäuser und Verlage perspektivisch abnehmen wird. Dennoch sollten solche Publisher ihre Reichweitenstrategien rund um Google Discover weiterhin konsequent weiterdenken und anpassen.
Mit Blick auf das anstehende Rollout einer Desktop-Version dürfte Google Discover bis auf Weiteres nicht an Bedeutung verlieren. Erste Berichte besagen, dass der Desktop-Feed direkt unterhalb des Suchfelds auf der Google-Startseite eingeblendet wird – und damit eine noch prominentere Nutzeransprache erhält.
Zugleich bleibt Discover ein schwer planbarer Kanal: Die Reichweiten schwanken stark und sind nur begrenzt steuerbar. Medienhäuser, die diese Mechanismen berücksichtigen, Veränderungen aufmerksam verfolgen und ihre Inhalte kontinuierlich optimieren, können Discover auch künftig erfolgreich als Reichweitenquelle nutzen.
Klar bleibt: Nachhaltig relevant bleiben Medienhäuser nur dann, wenn sie zugleich priorisiert auf direkte Nutzerbeziehungen in ihren Apps, Newslettern und Community-Angeboten fokussieren. Ebenso unerlässlich ist eine datengetriebene Personalisierung sowie der Einsatz von KI für eine intelligente Content-Distribution eigener Verlagsangebote.
Du hast Fragen oder Anmerkungen? Sprich uns an – unsere KI-Expert:innen melden Sie gerne bei dir!