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AI Overviews: Google stellt seine Suche auf KI-basierte Antworten um

Foto von Daniel Niedermayer

Daniel Niedermayer

CSO, Retresco

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Google hat auf der Entwicklerkonferenz Google I/O seine neue KI-Suche offiziell vorgestellt. Seit einem Jahr war die Rede von der "Search Generative Experience" (SGE). Die KI-basierten Antworten auf die Suchanfragen wurden gerebranded und heißen nunmehr "AI Overviews".

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In welchen Ländern werden AI Overviews ausgerollt?

Die AI Overviews werden ab sofort an alle Google Nutzer/innen in den USA ausgerollt, nachdem die Betaphasen in über 120 Ländern wohl überzeugende Ergebnisse geliefert haben. Andere Länder folgen in den nächsten Wochen, ob die EU und damit auch Deutschland dabei sein wird bleibt abzuwarten.

Statt wie bisher fast ausschließlich auf Links zu passenden Websites im Internet zu verweisen, generiert das hauseigene Sprachmodell Gemini künftig komplett KI-basierte Antworten direkt in der Suchergebnisseite (SERP). Damit kommt Google der langwährenden Vision sich von einer Suchmaschine zu einer Antwortmaschine zu entwickeln einen großen Schritt näher. Wenn auch dieser massive Schritt auf den aufkommenden Wettbewerbsdruck zurückzuführen ist. Der enorme Hype rund um Large Language Models und der darauf basierenden Anwendungen hat dazu geführt, dass der Monopolist Google seit Jahren erstmals wieder sein Geschäftsmodell in Gefahr sieht.

Neben den bekannten Anwendungen von Microsoft und OpenAI gibt es auch beispielsweise die KI-Antwortmaschine Perplexity. Diese bietet genau das bereits seit ein einigen Monaten und hat das Suchverhalten von "Early Adoptern" bereits nachhaltig verändert. Bei Perplexity werden zwar noch Links angezeigt, diese werden aber zu Link-Boxen, wobei die KI-generierten Antworten für eine erste Produkt Discovery oder Themensuche meist bereits ausreichend sind. Doch aktuell ist Perplexity sicherlich noch in der Nische, während die Google-Suche weltweit von 4 Milliarden Menschen genutzt wird.

Welchen Mehrwert liefern AI Overviews für die Google Nutzer/innen?

Die Integration von AI Overviews ist darauf ausgerichtet den Nutzer/innen direkt ihre Fragen zu beantworten, dazu wird nicht nur Text generiert, sondern auch Bilder, Karten und Videos kuratiert, ohne dass die Nutzer/innen die SERP verlassen müssen, um eine Antwort zu erhalten. Die altbekannten organischen Suchergebnisse werden durch die Integration der AI Overviews teils komplett aus dem sichtbaren Screen gedrängt. Das Versprechen von Google lautet: "Google will do the Googling for you", da man Nutzer/innen bei ihrer Recherche nicht mehr auf unterschiedliche Websites klicken müssen um ihre Frage beantwortet zu bekommen. Aus Nutzersicht zu bestimmten Suchanfragen sicherlich ein enormer Effizienzgewinn. Wird die Frage nicht direkt befriedigend beantwortet oder Folgefragen entstehen, kann direkt auf der SERP mit der KI im Chat kommuniziert werden.

Smartphone Screen mit vereinfachter Darstellung der neuen KI-basierten Google Suche "AI Overviews"

AI Overviews: "Google will do the Googling for you."

Meiner Einschätzung nach wird die Einfachheit für die Nutzer/innen siegen, sofern die Qualität der generierten Antworten durchgehend hoch ist.

Woher können Nutzer/innen wissen, auf welche Quellen sich die KI-generierten Antworten beziehen?

Die Links zu den Quellen werden in der generierten Antwort prominent dargestellt, vertraut man der generierten Antwort also nicht direkt, oder will sich tiefer mit einem Thema beschäftigen, bleibt nach wie vor die Möglichkeit auf eine der Quellen zu klicken.

Was ändert sich für Anbieter im Digital Commerce oder Medienbereich?

Für Anbieter im Digital Commerce, im Medienbereich und in vergleichbaren Branchen, deren Geschäftsmodelle von einem regelmäßigen Google-Traffic abhängen, stellen sich durch die größte Google-Änderung aller Zeigen mehrere dringende Fragen.

  • Wie schafft es unser Content in die Quellen der AI Overviews?

Auf der Google I/O wurde davon gesprochen, dass die platzierten Links in den AI Overviews bis zu 25 % mehr Traffic bekamen im Vergleich zu den bisherigen, herkömmlichen organischen Suchergebnissen. Diese Aussage wird in der globalen SEO-Szene stark angezweifelt und kommt sicherlich auf die Art der Suchanfrage an. Allerdings zeigen eine Vielzahl an durchgeführten Studien in den letzten Monaten ein komplett anderes Bild und selbst Gartner rechnet bis 2026 mit 25 % weniger organischem Traffic der von Google auf die Websites verteilt wird.

Dies betrifft mehr denn je den Digital Commerce sowie den Medienbereich, die seit Jahresbeginn aufgrund der zahlreichen vorherigen Google-Updates deutlich an organischen Traffic verloren haben (siehe Sistrix oder Growth Memo von Kevin Indig). Insgesamt wird sich die Online-Suche durch AI Overviews stark verwandeln. Anbieter in allen Branchen sind deshalb gut beraten, sich damit zu befassen.

Wie genau das "neue SEO" aussehen wird, bleibt abzuwarten. Allerdings gibt es auch hier schon erste Erkenntnisse. Wer gehofft hat, dass gute Rankings in der alten Google Welt dazu führen, werden, auch in AI Overviews gut platziert zu werden, der irrt. Wie zum Beispiel eine Studie von Autoritas ausführlich aufzeigt. Es bleibt also abzuwarten welche Erkenntnisse in den nächsten Wochen und Monaten gewonnen werden können.

  • Was passiert mit den "normalen" Rankings in der SERP?

Die gewohnten platzierten Links bleiben nach wie vor bestehen, allerdings rutschen sie durch die Einblendung der AI Overviews teils massiv nach unten und somit aus dem sichtbaren Screen. Das bedeutet die Klickraten (CTR) werden sich massiv verringern und somit zu deutlich weniger Traffic führen.

Bild von alter und neuer Google Suche mit Pfeil der zeigt, wie die unterschiedliche Platzierung von Suchergebnissen aussehen wird

Suchergebnisse in der alten vs. der neuen Google Suche im Vergleich

Da Google für die überwiegende Mehrheit aller Digital Commerce oder Publisher Seiten der mit weitem Abstand größte Traffic-Kanal ist, ist die Zeit gekommen sich jetzt mit den Änderungen zu beschäftigen. Nicht nur in der SEO- und Content-Abteilung, sondern auf Vorstandsebene. Da ein Verlust des Traffics zu erheblichen Umsatzeinbrüchen führen wird, sollte man hier den Zug verpassen und nicht auf die neue Realität reagieren. Gleichzeitig stellt es eine enorme Chance für andere da, Marktanteile von Wettbewerbern zu gewinnen. Wie mit jeder Veränderung wird es Gewinner und Verlierer geben.

  • Werden AI Overviews bei jeder Suche ausgespielt?

Die kurze Antwort ist: nein. Derzeit wird die Ausspielung der AI Overviews von Google unterschiedlich gehandhabt. Während zu manchen Suchanfragen die AI Overviews standardmäßig generiert werden, gibt es bei anderen einen Zwischenschritt. Mit dem Klick auf den Button "generate" wird die KI erst aktiviert, nachdem die Nutzer/innen den Befehl dazu geben. Bei besonders sensiblen Suchen wie z.B. im Gesundheitsbereich verzichtet Google größtenteils auf die Einblendung. Wie sich dieses Verhältnis in Zukunft entwickeln wird, bleibt abzuwarten.

  • Werden Medien und der Digital Commerce gleich stark betroffen sein?

Auch hier zeigen verschiedenste Studien der letzten Monate ein deutliches Bild. Im Digital Commerce war die Quote der AI Overviews Ausspielung teils über 90 %, daher wird damit gerechnet, dass der Digital Commerce der wohl die am meisten betroffene Branche dieser Veränderung sein wird. Warum gerade der Digital Commerce ist meiner Meinung nach auf mehrere Gründe zurückzuführen. Zum einen hat Google in dieser Branche eine extrem gute Datengrundlage, auf der die KI-Modelle trainiert werden können, nämlich die Merchant Centers aller Google-Ads Kunden, in denen die strukturierten Daten zu wohl annähernd jedem Produkt liegen, das im Internet gekauft werden kann. Ein weiterer Grund ist die große Konkurrenz zu Amazon. Amazon hat es in den letzten Jahren geschafft, dass kaufbezogene Suchen immer mehr (über 50 %) direkt auf Amazon durchgeführt werden, anstatt den Umweg über Google zu gehen. Die neuen Möglichkeiten bieten Google die Chance kaufinteressierte Nutzer/innen sowie abgewanderte Digital Commerce Budgets wieder für sich zu gewinnen.

Die Auswirkungen auf das Medien-Umfeld sind sicherlich schwerer vorherzusagen. Zum einen sind die Publisher auf Google’s organischen Traffic angewiesen, da dieser bei den allermeisten Publisher Seiten der mit Abstand größte Traffic-Kanal ist. Im Umkehrschluss ist Google auf die Inhalte der Verlage angewiesen, um diese durch die KI aufbereiten zu lassen. Dieses schon in der Vergangenheit schwierige Verhältnis der beiden Parteien wird durch die neuesten Entwicklungen sicherlich nochmals an Fahrt aufnehmen und sicherlich auch die Gerichte in den verschiedenen Ländern beschäftigen. Es bleibt also spannend.

Was sollen, nein müssen Digital Commerce Firmen nun tun?

Zunächst muss das Thema und die Dringlichkeit auf Entscheider-Ebene kommuniziert werden. Welche Umsätze potenziell in Gefahr sein könnten, kann man auf diesem Rechner schnell veranschaulichen.

Während in der Vergangenheit die volle Aufmerksamkeit von SEO-Teams und Agenturen der Optimierung von Kategorie-Seiten galt, muss dieser nun auf die Produktdetail-Seiten (PDP) gelegt werden. Denn die Nutzer/innen werden einen Großteil ihrer Produkt-Discovery direkt auf Google durchführen und erst dann zum jeweiligen Anbieter abspringen, wenn sie bereits einen guten Überblick über die angebotenen Produkte haben. Die PDP wird zunehmend der einzige Touchpoint mit den potenziellen Kund/innen werden. Also müssen die letzten Fragen vor dem Kauf gut antizipiert und entsprechend aufbereitet werden. Nur wer es schafft, den Buying Intent der Nutzer/innen zu treffen wird langfristig erfolgreich sein.

Google predigt es seit Jahren, hochwertiger Content der den Nutzer/innen einen wirklichen Mehrwert bietet, wird langfristig auch mit organischem Traffic von Google belohnt. Dieser Grundsatz wird sich auch zukünftig nicht ändern. Daher ist es enorm wichtig auf die Qualität und den Mehrwert des erstellten Contents zu achten. Da die reine Erstellung von Content auch in großen Mengen seit der Einführung der diversen LLM’s (Large Language Models) keine Kunst mehr darstellt, ist es umso wichtiger davon abzugrenzen und (Produkt) Know-how zu transportieren und den Kund/innen in den Fokus zu nehmen, egal ob maschinell oder manuell erstellter Content. Stichwort "Helpful Content".

Bewertungen oder User-Generated Content gewinnen wieder deutlich an Relevanz und werden teils direkt in den AI Overviews ausgespielt, also sollten sich Digital Commerce Verantwortliche darüber Gedanken machen, wie Bewertungen für Produkte prominent dargestellt und anhand des Buying Intents gut kuratiert auf der Produktdetail Seite platziert werden können.

Die kontinuierliche Optimierung des Contents anhand von KPIs wie Sichtbarkeit, Conversion Rates, Absprungraten usw. werden nochmals wichtiger werden. Somit sollte die Content-Strategie regelmäßig überprüft und angepasst werden – immer mit dem Fokus auf die Produkt-Detail Seite.

AI Overviews als Herausforderung – und als Chance

AI Overviews stellt Marketing-, Content- und SEO-Verantwortliche vor neue Herausforderungen, bietet aber gleichzeitig auch neue Chancen. Durch die Fokussierung auf hochwertigen, nutzerzentrierten Content und die Optimierung auf den Buyer Intent können Unternehmen im Digital Commerce, Medienbereich, bei Publishern und Verlagen ihre Sichtbarkeit und Reichweite in der Google-Suche effektiv steigern.

Für Fragen zu AI Overviews oder zu einer gezielten Content-Produktion stehen wir gerne zur Verfügung. Sprich uns an – unsere Expert/innen melden sich gerne bei dir!

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