Was ist Leichte Sprache?

Leichte Sprache ist eine vereinfachte Form der deutschen Sprache, die so einfach und verständlich wie möglich formuliert ist. Sie richtet sich an Menschen mit Lernschwierigkeiten, aber auch an alle, die Schwierigkeiten haben, komplexe Texte zu verstehen. Das Ziel von Leichter Sprache ist es, Inhalte für alle Menschen gut verständlich und konsumierbar aufzubereiten. Die Grammatik wird einfach gehalten, wobei der Fokus auf dem Informationsgehalt liegt, und weniger auf einer anspruchsvollen oder "schönen" Ausdrucksweise. Dadurch sollen Barrieren abgebaut und Informationen durch leicht verständliche Texte einfach und effektiv bereitgestellt werden. Die Hauptzielgruppen für Leichte Sprache sind Menschen mit Lernschwierigkeiten, Bildungsbenachteiligte und Menschen mit Migrationshintergrund, die Deutsch als Fremdsprache erlernen.  

Wie lassen sich herkömmliche Texte in Leichte Sprache übersetzen? Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, Texte in Leichte Sprache zu übersetzen. Das Netzwerk Leicht Sprache hat ein Regelwerk vorgegeben, das festlegt, wie Leichte Sprache richtig umgesetzt wird. Anbieter/innen von digitalen Angeboten können ihre Dienstleistungen und Produkte in leichter Sprache manuell anbieten, indem sie folgende Grundsätze beachten:

  • Kurze Sätze: Sätze sollten nicht länger als 20 Wörter sein.
  • Einfache Wörter: Es gilt Fachjargon und Fremdwörter zu vermeiden.
  • Aktive Sprache: Aktive Verben sind gegenüber Passivkonstruktionen vorzuziehen.
  • Konkrete Beispiele: Anstelle abstrakter Formulierungen treten Beispiele aus der Lebenspraxis.
  • Klare Gliederung: Texte sollten klar und übersichtlich strukturiert werden.

Was ist der Unterschied zwischen Leichter und Einfacher Sprache?

Leichte und Einfache Sprache werden meist synonym verwendet. Sowohl Leichte als auch Einfache Sprache zielen darauf ab, Texte verständlicher zu machen. Sie richten sich an Menschen, die Schwierigkeiten mit komplexen Formulierungen haben, sei es aufgrund von Lernschwierigkeiten, Leseunfähigkeit oder mangelnder Sprachkenntnisse. Allerdings gibt es auch Unterschiede.  

Leichte Sprache verfügt über ein festes Regelwerk, das von Experten entwickelt wurde. Hierbei wird unter anderem definiert, welche Wörter und Satzstrukturen als einfach und schnell erfassbar zu betrachten sind. Einfache Sprache kennt hingegen keine eindeutigen Regeln. Die Einfache Sprache erlaubt grundsätzlich ein höheres Maß an Komplexität. In sprachlichen Niveaus ausgedrückt bedeutet dies, dass Einfache Sprache ein Sprachniveau von A2 bis B1 voraussetzt, während sich Leichte Sprache in etwa im Bereich von A1 bis A2 bewegt. Bei der Bundeszentrale für politische Bildung findet sich eine ausführliche Definition, wie Leichte und Einfache Sprache unterscheidbar sind.

Wie kann KI dabei unterstützen, Leichte Sprache umzusetzen?

Künstliche Intelligenz (KI) kann wertvolle Unterstützung bei der Umsetzung von Leichter Sprache bieten. Eine der Hauptfunktionen von KI ist die automatische Umwandlung komplexer Texte in eine vereinfachte Sprache. Dieser Prozess beinhaltet:

  • Verkürzen von Sätzen
  • Entfernen von Fremdwörtern
  • Anwendung einer einfachen Syntax

Beispiel:
Komplexer Satz: "Die Auswirkungen des anthropogenen Klimawandels manifestieren sich in einer globalen Erwärmung, die zu Extremwetterereignissen wie Dürren und Überschwemmungen führt."

Vereinfachter Satz durch KI: "Der Klimawandel durch den Menschen führt zu einer Erwärmung auf der ganzen Welt. Dadurch gibt es öfter extreme Wetterereignisse wie langanhaltende Trockenheit und Überschwemmungen."

KI-Systeme können Texte in leichter Sprache analysieren und überprüfen, ob die verwendeten Wörter und Satzstrukturen für die Zielgruppe geeignet sind. Basierend auf dieser Analyse können Verbesserungsvorschläge unterbreitet werden.

Obwohl KI eine wertvolle Unterstützung bietet, ist die endgültige Überprüfung und Anpassung durch menschliche Experten unerlässlich, um höchste Qualität und Verständlichkeit in leichter Sprache zu gewährleisten.

Gendern und Leichte Sprache?

Das Thema Gendern mit Leichter Sprache ist umstritten. Offiziell gibt es hierfür keine Regeln. Tests haben aber gezeigt, dass Nutzer/innen beim Lesen der Leichten Sprache Schwierigkeiten haben, den Inhalt zu erfassen, wenn gegendert wird. Das Gendern kann den Lesefluss stören und die Konzentration beeinträchtigen, insbesondere bei Menschen, die langsamer lesen oder Schwierigkeiten mit der Verarbeitung von Sprache haben. Auf der anderen Seite kann das Vermeiden von gendergerechter Sprache Menschen mit nicht-binären Geschlechtsidentitäten diskriminieren und ausgrenzen.  

Grundsätzlich gilt: Wenn in der Standardsprache gegendert wird und es für das Thema unerlässlich ist, sollte auch in der Leichten Sprache gegendert werden. Eine gute Alternative ist das Ausschreiben beider Geschlechter (z. B. Anwalt und Anwältin). Hierbei empfiehlt es sich, die männliche Form zuerst zu platzieren, um den Kontext leichter erfassbar zu machen, weil über die Jahrtausende "gelernt".

Fazit

Ab 28. Juni 2025 müssen Angebote wie Websites, Online-Medien und elektronische Geschäftsangebote barrierefrei angeboten werden. Für eine Teilhabe an digitalen Dienstleistungen von Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen tritt zu diesem Zeitpunkt das entsprechende Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) in Kraft. Dabei spielt insbesondere die Bereitstellung von Inhalten in Leichter Sprache eine bedeutende Rolle. KI kann eine große Unterstützung sein, dieses Angebot effizient und ohne große Ressourcen aufzubauen.

Quellen:

https://www.leichte-sprache.org/wp-content/uploads/2023/03/Regelwerk_NLS_Neuaufl2022_web.pdf

https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/179341/leichte-und-einfache-sprache-versuch-einer-definition/

https://www.genderleicht.de/gendern-in-leichter-sprache-anleitung/

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